Die Finanzberatung: wer berät Dich eigentlich zum Thema Finanzen?

Immer wieder steht die Finanzberatung von Privatpersonen in den Medien in der Kritik. Sehr häufig wird dabei ausgedrückt, dass die Finanzberatung zu teuer oder aber qualitativ zu schlecht sei. Nicht zuletzt werden auch immer wieder Diskussionen ausgelöst, wie unabhängig eine Finanzberatung ist. Wir zeigen auf, wer wirklich unabhängig berät und auf welche Warnsignale Du achten solltest.

Was bedeutet unabhängige Finanzberatung?

Ob eine Finanzberatung als unabhängig gilt richtet sich danach, wer Dir mit welchen Interessen gegenübersitzt und welche rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Finanzberatung vorliegen.

Wenn Du Dich zum Beispiel von einem Ausschließlichkeitsvermittler beraten lassen möchtest muss Dir klar sein, dass dieser ausschließlich für eine Versicherungsgesellschaft tätig ist. Das bedeutet, das Produktportfolio kommt von dieser einen Versicherung. Der Ausschließlichkeitsvermittler ist also nicht in der Lage, Dir eine unabhängige Beratung unter Einbezug aller relevanten Versicherungsgesellschaften zu gewährleisten. Das muss nicht zwangsläufig schlecht für Dich sein, führt jedoch dazu, dass es sich um eine Beratung handelt, die zugeschnitten auf diese eine Versicherung ist.

Bei einer unabhängigen Finanzberatung hingegen stehen dem Finanzberater alle relevanten Produktpartner zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass für Dich eine ausführliche Vergleichbarkeit gegeben ist. Damit bist Du in der Lage, Finanzprodukte zu vergleichen und die bestmögliche Wahl für Dich zu treffen.

Diese Definition klingt danach, dass automatisch jeder Makler eine unabhängige Finanzberatung anbietet. Der Makler ist per Definition dem Kunden verpflichtet und nicht dem Anbieter, arbeitet jedoch nichtsdestotrotz auf Provisionsbasis. Wenn jedoch die Maklergesellschaft zum Beispiel als GmbH firmiert und zum größeren Teil von einer Versicherungsgesellschaft gehalten wird, dann ist auch diese Beratung nicht automatisch als unabhängig zu bezeichnen.

Was kostet eine Finanzberatung?

Viele sind sich über die Kosten einer Finanzberatung nicht im Klaren. Das liegt allerdings auch an den kompliziert gestalteten Bedingungs- und Vertragswerken der Branche. Häufig haben Finanzprodukte etliche Seiten Kleingedrucktes, auf denen sich Details zu den Kosten befinden.

Grundsätzlich gilt: eine Finanzberatung ist nicht kostenlos.

Eine Finanzberatung kostet Geld. Als Kunde entscheidest Du lediglich darüber, wie und zu welchem Zeitpunkt die Vergütung für die Finanzberatung erfolgt.

Konkret bedeutet das, dass Du bei einer Finanzberatung auswählen kannst, ob Du diese auf Basis von Provisionen oder auf Basis eines Honorars bezahlen möchtest. In Deutschland ist die Vergütung auf Provisionsbasis bei Finanzberatungen deutlich verbreiteter als die Honorarberatung. Häufig ist es auch so, dass die provisionsbasierte Beratung für Privatkunden lukrativer erscheint. Das liegt daran, dass Du bei einer Honorarberatung für eine sehr günstige Versicherung (wie zum Beispiel die Privathaftpflichtversicherung für ca. 75 - 100 Euro pro Jahr) bereits 125 - 250 Euro Honorar bezahlen müsstest, was für viele Verbraucher nicht im Verhältnis steht.

Gleichzeitig ist es so, dass es für Provisionen eine sogenannte Stornohaftung gibt. Das bedeutet, dass ein Versicherungsvermittler die Provision zwar direkt mit Vertragsabschluss nach der Finanzberatung erhält, er ist jedoch anteilig haftbar dafür, wenn der Vertrag vorzeitig gekündigt wird.

Welche Finanzberater-Berufe gibt es und wie unterscheiden sie sich

Im Finanzdienstleistungsmarkt gibt es zahlreiche Arten der Finanzberatung mit unterschiedlichen Aspekten. Wir stellen Dir die Berufsbilder vor, die am bekanntesten sind und welche Eigenschaften die dahinterstehende Finanzberatung mit sich bringt.

Ausschließlichkeitsvermittler

Eine Finanzberatung von Ausschließlichkeitsvermittlern bietet ein eingeschränktes Produktportfolio. Der Ausschließlichkeitsvermittler ist an eine Versicherungsgesellschaft angebunden und kann Dir in seiner Finanzberatung daher die Produkte der jeweiligen Gesellschaft anbieten. Er arbeitet provisionsbasiert und ist der Versicherung gegenüber verpflichtet. Es handelt sich also um eine gebundene Finanzberatung und nicht um eine unabhängige.

Mehrfachagent

Der Mehrfachagent ist wie der Ausschließlichkeitsvermittler abhängig von Versicherungsgesellschaften. Vorteilhaft für die Finanzberatung ist, dass er auf die Produkte von mehreren Versicherungsgesellschaften zurückgreifen kann und daher schon eine gewisse Vergleichbarkeit gewährleisten kann. Auch er arbeitet provisionsbasiert.

Versicherungsmakler

Im Unterschied zum Ausschließlichkeitsvermittler und zum Mehrfachagenten ist der Makler dem Kunden "Best Advice" schuldig. Er ist also verpflichtet, dem Kunden das am regulären Markt bestmöglich vorhandene Preis-Leistungsangebot zu vermitteln. Er ist auch verpflichtet, unabhängig von der Versicherungsgesellschaft zu agieren und alle relevanten Anbieter in den Blick zu nehmen. Allerdings arbeitet auch der Makler auf Basis von Provisionen.

Honorarberater

In Deutschland noch relativ unbekannt im Rahmen von Finanzberatungen sind sogenannte Honorarberater. Diese werden häufig auch Versicherungsberater genannt. Sie beraten Kunden auf Basis eines zuvor festgelegten Honorars und sind daher auch von Versicherungen und Finanzinstituten unabhängig. Wie ein Versicherungsmakler ist der Honorarberater dem Kunden gegenüber verpflichtet und schuldet eine Finanzberatung unter Einbezug der bestmöglichen Individualsituation.

Fazit: Finanzberatung ist komplex und nicht immer unabhängig

Wer auf der Suche nach einer Finanzberatung ist steht unweigerlich vor der Frage, von wem er sich beraten lassen will. Für diese Frage solltest Du ausreichend Zeit mitbringen, damit Du die für Dich richtige Entscheidung triffst. Es bestehen enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Finanzberater-Typen, den Kosten und auch der Unabhängigkeit. Die richtige Entscheidung in diesem Themenfeld zu treffen könnte Dir dabei helfen tausende Euro Lehrgeld zu sparen.